Soziale Teilhabe? Was ist das eigentlich? #8März

Unter Sozialer Teilhabe wird die Beteiligung am gesellschaftlichen, politischen und kulturellen Leben verstanden, ebenso umfasst sie die Bildung, bezahlte sowie unbezahlte Arbeit. 

Aber warum interessieren wir uns überhaupt aus einer feministischen Sicht für soziale Teilhabe? 

Mädchen gehen zur Schule, Frauen sind in der parlamentarischen Politik präsent, wir dürfen bezahlt sowie unbezahlt Arbeiten und auch den Kinobesuch verbietet uns niemand.

In den vorherigen Texten zu Lohn(un)gleichheiten, sozialer Sicherheit, körperlicher Selbstbestimmung, Reproduktionsarbeit, medizinischer Gleichstellung und der Beilegung von Konkurrenz wurde deutlich, wie sich auch 2022 noch die die Ungleichstellung von Frauen durch sämtliche Lebensbereiche zieht. Durch die weibliche Repräsentation in der Wissenschaft und Politik wurden Thematiken zur Gleichstellung von Frauen zwar weiter in die Öffentlichkeit getragen, dennoch verschleiern sie gleichzeitig viele noch weiter fortbestehende Tatsachen. Denn der Weg nach oben als Politikerin, Akademikerin oder in einen anderen gut bezahlten Job ist nicht für jede von uns erreichbar und ihr Erfolg fußt auf der Ausbeutung der Arbeiter:innen. Ein hoher sozialer Status, eine gute wirtschaftliche Situation und der Zugang zu Bildung ermöglichen diesen Frauen in hohen Positionen eine völlig andere soziale Teilhabe als einer „einfachen Lohnarbeiterin“. So ist beispielsweise die Betroffenheit von den Abtreibungsparagraphen eine andere: Wenn sich eine Frau das nötige Wissen aneignen und alternativ für eine Abtreibung im Ausland zahlen kann, die nach medizinischen Standards durchgeführt wird, hat sie dort einen Vorteil  gegenüber einer Frau, der die nötige Beratung durch Ärzt:innen fehlt und das Geld für die Durchführung, wenn in Deutschland bereits die 12 Wochen Frist überschritten ist. (Hier ist anzumerken, dass auch in Deutschland Kosten für Schwangerschaftsabbrüche nicht vollständig von der Krankenkasse übernommen werden)

Aber wie kann es sein, dass solche Gesetze nach wie vor Bestand haben, wenn mittlerweile sogar 255 Frauen von insgesamt 735 Abgeordnet:innen (34,7%) im Bundestag sitzen? (Dieser Wert hat sich seit 1980 kaum geändert)

Da im Bundestag nicht die gesamte Masse der in Deutschland lebenden Frauen und ihre Interessen vertreten wird, gibt es auch kaum eine politische Teilhabe, die eine Wirksamkeit hätte, um politische und gesellschaftliche Prozesse zu verändern. Es besteht keine Struktur, die die Interessen und Bedürfnisse der Frauen erhebt und in die Bundesebene trägt und somit wichtige Veränderungen vorangetrieben und umgesetzt werden können. Da die Regierung aber keinen Mehrwert aus der Berücksichtigung dieser Interessen und Bedürfnisse zieht, wird es auch kein Bestreben dahingehend geben, entsprechende wirksame Strukturen zu schaffen.

Doch wie können diese Strukturen aussehen?

Es gibt mittlerweile viele verschiedene Beispiele, wie eine Organisierung von Frauen (und auch Menschen allgemein) aussehen kann, um die Bedarfe von breiten Massen zu erheben und auf gesellschaftlicher Ebene umzusetzen. So stellen Einheitsorganisationen, in denen sämtliche Diversitäten von Lebensrealitäten erfasst werden können einen grundlegenden Pfeiler dar. Pyramidenartig werden diese von nachbarschaftlichen Organisationen in Stadtteilen und Dörfern auf die nächste Ebene getragen und landen schlussendlich bei der nationalen Regierung, die sich dann vor der Aufgabe sieht, gesellschaftliche Rahmungen für die Interessen und Bedürfnisse zu schaffen. So können Gesetze (ab)geschafft und verändert werden, Institutionen zur Arbeitsentlastung, Beratung, Bildung, medizinisches Versorgen installiert werden und ein Bruch mit patriarchalen Denk- und Verhaltensweisen  eingeleitet werden.

Schlussendlich reicht es aber nicht, an einzelnen Stellschrauben (Kultur, Wissenschaft, Bildung…) zu drehen und herum zu reformieren, solange die kapitalistische Produktionsweise als Basis unserer Gesellschaft bestehen bleibt.

Die Befreiung der Frauen und somit auch die Befreiung aller Menschen ist nicht mit der Herrschaft des Kapitals vereinbar, da die Profitmaximierung einiger weniger immer auf der Ausbeutung der Massen basieren wird. Deshalb kämpfen wir für die sozialistische Revolution, denn erst der Sozialismus ermöglicht uns unsere volle Macht zu ergreifen und den gesellschaftlichen Gleichstellungsprozess nachhaltig umzusetzen.

Zwar sind wir von der Zerschlagung der kapitalitischen Gesellschaftsverhältnisse und dem Schaffen besagter Strukturen aktuell noch ein wenig entfernt, dennoch können und müssen wir heute anfangen!

Indem wir uns kollektiv organisieren, miteinander diskutieren, uns bilden, praktisch sowie theoretisch damit auseinandersetzen, unsere Stimmen erheben, kämpfen wir dafür, dass diese soziale Teilhabe eines Tages möglich sein wird. Denn uns reichen keine Blumen! Wir wollen gehört, ernstgenommen, respektiert und gleichermaßen anerkannt werden und allem voran wollen wir die Gesellschaft, in der wir leben selbst mitgestalten!